Patchwork, Ziehbock und eimerweise KartoffelsalatVon Viola Eigenbrodt 05.08.2019 - 12:00 Uhr
Renningen/Weissach - So glühend heiß wie im vergangenen Jahr ist es zum Glück am Sonntag nicht gewesen, sodass das Interesse am Patchwork, das man ja im Allgemeinen gerne mit dicken Winterdecken verbindet, leichter zu wecken war. Die Sonderausstellung im Heimatmuseum Renningen ist seit drei Wochen zu bestaunen und passt ganz ausgezeichnet in die historischen Räumlichkeiten. Beim Backhaus- und Museumsfest am Sonntag erfreuen die Stücke ein besonders großes Publikum: Ganz Renningen scheint an diesem Tag auf den Beinen zu sein, um an dem Fest teilzunehmen. Mit gutem Grund, denn die Landfrauen trumpfen stets mit frisch gekochtem Essen und selbst gemachten Kuchen auf. „Wir kochen für 500 bis 600 Gäste“, erzählen Anna Saar-Quitsch und Annett Grözinger vom Vorstand. Auch diesmal steht um die Mittagszeit wieder eine Schlange, die scheinbar bis nach Merklingen reicht, an, um sich den leckeren Schweinehals aus dem Backofen mit Kartoffelsalat und frischem Brot schmecken zu lassen. Die Landfrauen richten das Fest schon seit vielen Jahren zusammen mit dem Heimatverein aus. Nachwuchs ist ein großes Problem Wie andere Traditionsvereine treiben auch die Landfrauen Nachwuchsprobleme um. „Die jungen Frauen sind nicht mehr bereit, sich so viel Arbeit aufzuhalsen“, meint der Gatte einer der Landfrauen, beide um die 80 Jahre. Ein trauriger Aspekt bei einer Gemeinschaft, die sehr viel bewegt und bewegen kann, denn der Landfrauenverband ist recht dynamisch und keineswegs „verkalkt“. Wer dann mit noch einem Stück Kuchen gestärkt die Ausstellung besucht, dem ist neben den ständigen Exponaten viel Interessantes geboten: „Von jedem Mitglied ist etwas dabei“, erklärt Monika Burkhardt bei einem Rundgang. Viele bunte Patchworkdecken mit klassischen Mustern hängen unten zwischen den alten Holzbalken und erhellen den Raum. Viele der aneinander genähten Blöcke haben eine gewisse Symbolik, wie zum Beispiel „Das Blockhaus“. Manche sind sogar handgenäht. Stoffreste erhalten eine neue BedeutungDie ursprüngliche Idee, nämlich Stoffresten eine neue Bedeutung zukommen zu lassen und sie nicht wegwerfen zu müssen, könnte schwäbischer nicht sein, kommt aber von den Amish People in Amerika, die noch heute so leben wie vor hunderten von Jahren. Im Grunde ist die Tradition noch viel älter und kommt aus dem Orient. Neben den klassischen Quilts sind wunderschöne Nähbilder anzuschauen. Hier haben die Künstlerinnen die Werke des österreichischen Grafikers Eugen Stross, der Mondrian ähnlich arbeitet, als Vorbilder genommen und mit Stoff perfekt nachempfunden. Für die Freunde des robusteren Handwerks war schließlich noch etwas geboten: Im Garten des Museum zeigte der Silberberger Eicke Rossow in mittelalterlichem Kostüm an seinem über 100 Jahre alten Ziehbock aus Fliederholz nahezu unzerstörbare Beilstiele. Sonderausstellung |
Bericht aus der Leonberger Kreiszeitung vom 5.August 2019 |